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Übergewicht ist Schuld – TEIL 2

Veröffentlicht 5. September 2014 von frolleinclothilde

Und wenn aus der Dicken Hexe irgendwann mal eine richtig ranke und schlanke Dünne Hexe geworden ist, dann ist alles gut und schön und super. Wenn die Kilos runter sind, dann ist nicht nur das Gewicht weg, dann wird auch nie wieder was schlecht sein oder schief laufen.

Oh, wie wär das schön.

copyright by Rosel Eckstein  / pixelio.de

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Leider ist es nicht ganz so einfach …

Dicksein kann unglücklich machen

Das ist nun mal für die Durchschnittshexe so, denn wir leben in einer optisch ausgerichteten Welt. Innere Werte zählen erst mal nur bedingt oder wenn sich die Millionen auf dem Konto stapeln, denn da traut sich nicht so schnell einer, richtig an einem rumzumeckern. Und es ist auch nicht auf Frauen begrenzt. Männer haben auch zu leiden.

copyright by  Heike Irmen  / pixelio.de

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Schlanke Typen sind echte Kerle, gelten als dynamisch und erfolgsorientiert. Dicke Typen leben wahrscheinlich noch über der Garage ihrer Eltern und sind so interessant wie eine Erdnuss. Wobei auch hier gilt, dass ein dickes Bankkonto Figurabweichungen deutlich ausgleicht.

Es ist also durchaus so, dass ein Teil der persönlichen Schieflage durch Übergewicht verursacht wird. Personalchefs ziehen insgeheim schlankere Bewerber vor, Männer/Frauen sehen die inneren Werte des potenziellen Partners nicht und Klamotten gibt es auch nicht so richtig zu kaufen.

Keine Ausrede für alles

Riskant wird es, wenn die Kilos als Ausrede für alles herhalten müssen, was im Leben nicht klappt. Wenn sie immer als Erstes in den Sinn kommen, weil mal wieder der Erfolg ausbleibt und schließlich zur Entschuldigung werden, den Hintern – wörtlich und im übertragenen Sinn – nicht mehr hochzubekommen.

Dann wird Übergewicht zur eigenhändig geschmiedeten Kette, die die eigenen Möglichkeiten fesselt. Das kann doch niemand für sich selbst wollen. Sich kleinzumachen, sich selbst auf die Optik zu reduzieren. Im Guten wie im Schlechten. Manchmal steht der Typ auf der Party eben mehr auf Blonde als auf Dunkelhaarige oder der Personalchef hat einen anderen Bewerber ausgeguckt, der mehr Erfahrung hat oder der Neffe seines Schwippschwagers ist.

Unangenehme Selbsterkenntnis ist alles

Besonders dann, wenn es um Fehlersuche geht. Ich weiß, dass manche Menschen mich nicht leiden können, weil ihnen meine Art nicht gefällt. Denen ist scheißegal, ob ich Übergewicht habe oder nicht, sie können mich nicht ab. Ich bin keine Frohnatur, kann schroff und pingelig sein und habe die mütterlich-liebevolle Ausstrahlung von Malefiz.

copyright by Hans Felkel  / pixelio.de

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Kann ich also nachvollziehen, wenn sie mich nicht zweimal sehen wollen. Ich kann auch manche Leute nicht leiden, weil sie einfach sie sind. Wie sie aussehen, ist zweitrangig.

Ich werde nie eine erfolgreiche Sängerin, weil meine Stimme Katzen in die Flucht schlägt. Wäre natürlich schön, wenn ich mit jedem verlorenen Kilo lieblicher singen könnte, wird aber nicht passieren. Tja, so ist das nunmal. Der Hexenmann nennt mich Erdnuckel, was dezent darauf hindeutet, dass mir die Größe für eine Model-Karriere fehlt. Also am Gewicht hat es sicher nicht alleine gelegen, dass ich es nicht auf die Vogue geschafft habe. Ich habe noch nie einen Roman veröffentlicht, weil ich noch keinen fertig geschrieben habe. Und das hat nichts damit zu tun, dass meine Fingerkuppen womöglich zu dick sind, die Tasten zu treffen. Schlank werden tippt die Geschichte in meinem Kopf auch nicht fertig.

Abnehmen ist trotzdem schön, wenn auch schmerzhaft

Oh ja, es ist sogar ganz großartig und belebend, denn es löst einige Probleme oder hilft zumindest dabei. Doch dann bleiben wie mit einem bösen Zauber belegt einige andere übrig. Das sind dann diejenigen, die gar nichts mit dem Gewicht zu tun hatten. Die brauchen eine andere Lösung.

Wirklich blöd ist, dass sie schon längst verschwunden sein könnten, wenn sie nicht immer unter dem leicht fettigen Schleier des Übergewichts versteckt gewesen wären. Dann wäre das Leben vorher um einiges leichter gewesen (jaja, ich weiß, die Wortspiele kann ich einfach nicht lassen).

copyright by schemmi  / pixelio.de

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Abnehmen macht einen Menschen in erster Linie dünner, etwas selbstbewusster, etwas glücklicher, aber trotzdem das Leben nicht zwangsläufig besser.

Warum also warten, bis die Kilos fallen? So lässt es sich doch später viel mehr genießen, wenn die Wunschfigur in greifbare Nähe rückt.