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Alle Beiträge aus dem Monat Mai 2013

Intermittierendes Fasten im Hexenhaus – Zwischenbericht

Veröffentlicht 26. Mai 2013 von frolleinclothilde

16 Stunden Fasten

8 Stunden Essintervall

5 Monate lang

10 Kilo weniger!

„Faszinierend!“, teile ich meinem Spiegelbild mit und verbiege die Finger zum Vulkaniergruß.  Dabei stelle ich mir noch mit masochistischem Genuss vor, wie ich ungefähr einen Putzeimer voller Fett auf meinem Körper verteile. Das dürften die 10 Kilo sein oder oder 20 Plastikdosen Margarine oder 40 Päckchen Butter.

copyright by schemmi  / pixelio.de

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Muss die Kuh lange für arbeiten.

 

Und das soll echt funtionieren?

Ja, erstaunlicherweise tut es das. Intermittierendes Fasten – ob nun als 16:8h oder 5:2d – funktioniert.

Aber … es gibt immer ein „Aber“. Was habt ihr denn gedacht? Nichts ist geschenkt, auch nicht IF und purzelnde Kilos.  Immerhin ist zwei Drittel des Tages die Küche geschlossen und zwar komplett. Keine tröstenden Snacks oder supergesunde Krückstöcke wie Obst und Rohkost. Und ganz egal, wie die Zeit aufgeteilt wird, eine Mahlzeit fällt aus. Basta!

Was das Essintervall angeht, so darf gegessen werden, was und wie viel jeder gerade möchte. Da liegt dann wahrscheinlich der Knackpunkt beim IF. Wer eine satte (sorry, Wortspiel) Essstörung hat, der wird wahrscheinlich in dieser Zeit drei Pizza oder eine Waschtrommel Chips in sich reinstopfen. Nun ja, x-tausend Kalorien bleiben x-tausend Kalorien, auch wenn sie in nur acht Stunden verdrückt werden.

copyright by günther gumhold / pixelio.de

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Ja nee, iss klar! Wenn alles erlaubt ist, dann zuschlagen. Die Zeit drängt schließlich.

Okay, so funktioniert IF nicht. So funktioniert überhaupt kein Gewichtsverlust. Wer also die Kontrolle endgültig verloren hat, der braucht mehr Hilfe, als ihm IF geben kann. Ich bin zwar eine alte dicke Hexe, aber den dreistelligen Gewichtsbereich hab ich noch nie erreicht. Da ist so ein Rest Selbstdisziplin, der nicht von der Lust am Essen überrollt wird. Mein Glück, hat aber nicht jeder und das ist keine Schande, sondern eine Belastung und immerwährender Kampf, der schon so manchen niedergestreckt hat.

Trotzdem könnte sich ein Versuch mit IF lohnen. Einfach mal wieder lernen, mehrere Stunden auf Essen verzichten. Als Einstieg womöglich gut. Wenn die Gesundheit es erlaubt natürlich immer nur. Einige Erkrankungen und IF passen nicht gut zusammen. Das klärt besser ein Arzt vorher ab.

 

Also doch nicht alles, was Spaß macht und schmeckt?

Doch, zumindest in meiner Variante. Ich esse alles, was mir Vergnügen bereitet. Ich esse nur nicht dauernd und nicht mehr ganz so viel. Aber das hat inzwischen weniger mit Absicht zu tun. Irgendwie ist der gierige Hunger weg, weil ich normalen Hunger kennengelernt habe. Der reduziert die Portionen, dauert aber ein paar Wochen.

Hier im Hexenhaus kann ich ganz gut damit leben, weil ich eben auf nichts verzichten muss, wenn ich nicht will. Ich will selten und niemals völlig. Also gibt es Schokolade, Spaghetti Bolognese, Chips und Eis. Es gibt aber auch Salat, Gemüse, Geflügelfleisch und Joghurt.

 copyright by Hexe110  / pixelio.de

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Es kann auch mal einfach nur ein Apfel sein – wenn mir danach ist, was häufiger vorkommt inzwischen. Solange ich selbst entscheiden kann, ist es okay. Wenn es mir jemand vorschreibt und dafür was anderes wegnimmt, verliere ich die Lust. So einfach ist das!

 

Hungrig und satt – die Magie der Kontraste

Meine Theorie ist, dass ich erst wieder erleben musste, was Hunger ist, damit ich erkenne, wann ich satt bin. An und für sich bin ich ja kein langsamer Lerner, aber beim Essen ist mein altes Hexenhirn doch äußerst widerstrebend. Der Lernprozess dauert noch an.

Hach, und manchmal beim Einkaufen könnte ich ja… und wie ich könnte … aber ich lasse es meistens. Ich probiere nicht einmal, wenn ich vor 12 Uhr schon unser Essen vorbereite. Nö, da bin ich eisern. Nun gratuliere ich mir zu den 10 Kilo und freue mich auf die Spaghetti, die es gleich zu Mittag gibt. Mit Parmesankäse und keine Vollkornnudeln, denn die kann der Hexenmann nicht leiden.

Die Heulsusen-Strategie

Veröffentlicht 7. Mai 2013 von frolleinclothilde

Letztens hat ein guter Freund einer ihm unbekannten Anruferin während eines beruflichen Anrufs ein spontanes Kompliment über ihre schöne Telefonstimme gemacht. Hätte er mal lieber bleiben lassen, der Depp! Nachdem sie sich zwei Wochen später von ihrem Belästigungstrauma halbwegs erholt hatte, flatterte ihm eine Beschwerde ins Haus. Ausgerechnet ihm, diesem Weichei und Frauenversteher mit dem Helfer-Syndrom.

copyright by Ruth Rudolph  / pixelio.de

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In solchen Momenten wäre ich gerne ein Fahrrad, ein Bücherregal oder ein Unterhemd – die haben alle kein Geschlecht und können dementsprechend auch nicht Anlass zum Fremdschämen sein. Mittlerweile habe ich nämlich immer das Gefühl, eine Menge Dinge und insbesondere Personen mit einem weiblichen Vorzeichen haben einen bislang unerreichten Gipfel der Befindlichkeitsstörung erreicht.

Wird dies eine bessere Welt, wenn alle respektvoll miteinander umgehen? – Mit Sicherheit!

Wird dies eine noch bessere Welt, wenn das dann zu einem ständigen Eiertanz zwischen Männern und Frauen wird? – Wohl kaum! Und ich nehme die Bezeichnung Eiertanz zurück, denn die sollten den Männern zum Opferschutz ja vorsorglich wohl abgebissen werden. Oder so ähnlich.

Danke, Mama!

Meine Mama ist eine Hexe. Ist sie schon immer gewesen und nebenbei eine freundliche, hilfsbereite und sozial engagierte Frau mit großen Talenten und einer schweren Krankheit, die sie fantastisch meistert. Bisher hatte sie in ihrem Leben überhaupt keine Zeit, irgendwie Opfer zu sein. Das wäre ihr auch zu albern, denn dafür ist sie zu stark, zu manipulativ, schlau und findet ein Kompliment über ihre Stimme, ihr Aussehen und ihre Begabungen einfach nett.

Sie ist ewig und sechs Wochen mit meinem Vater verheiratet, der ein echter Macho ist und im Ergebnis im elterlichen Hexenhaushalt das tut, was meine Mutter gerne hätte. Er weiß es zwar in den seltensten Fällen, aber so ist es. Geschadet hat es ihm nicht und meine Mutter hat es nicht nötig, ihm diese jahrzehntelange Tatsache unter die Nase zu reiben. Dafür liebt sie ihn zu sehr, auch wenn die beiden sich gelegentlich wie die Kesselflicker streiten.

copyright by Dieter Poschmann / pixelio.de

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Da meine Mama schwer im und außerhalb des Hexenhauses beschäftigt war, hatte sie auch nicht die Zeit, mich mit der Opferrolle vertraut zu machen. Dafür hat sie mir ein paar andere Tricks beigebracht, die speziell für die männliche Spezies gedacht sind und fast immer funktionieren. Ich kann nicht sagen, dass mir etwas fehlt.

Außerdem mag ich Komplimente. Ich erinnere mich an ein sehr erbittertes Streitgespräch bei einer Konferenz mit einem Kollegen. In einer Pause standen wir draußen zusammen und mitten im Sachgespräch (etwas ruhiger diesmal) stutzte er plötzlich und meinte, dass meine Augenfarbe im Sonnenlicht wirklich ein umwerfendes Grün ist. Wir haben uns nach der Pause fachlich wieder bis aufs Blut gestritten. Ich fühlte mich während der ganzen Konferenz überhaupt nicht opfermäßig, eher traf das am Ende der Gespräche auf ihn zu. Meine Augen sind sehr grün und es freut mich, dass es ihn so fasziniert hat, obwohl er mir wahrscheinlich kurz vorher noch am liebsten den Hals umgedreht hätte. Beruflich war ich ihm ebenbürtig, das brauchte er mir nicht bestätigen, das wusste ich ohne Bestätigung.

Frauen sind gnadenlos

Früher, als ich noch außerhäusig einem respektablem Erwerb nachging (wobei respektabel je nach Betrachtungsweise angezweifelt werden kann), hatte ich ebenfalls keine Zeit Opfer zu sein. Meine Belegschaft bestand zumeist nur aus Frauen und jeder Versuch der Damen, mir mit irgendwelchen Befindlichkeiten zu kommen (uh, einmal im Monat habe ich soooooolche Kopfschmerzen! Krankmeldung, ich seh dich nahen. – Buäh, der Herr XY hat gesagt, ich habe meinen Kopf wohl nur, damit es nicht in den Hals regnet. Ein Gedanke, der mir bei der einen oder anderen Mitarbeiterin auch schon öfter gekommen war. ) hat mich nicht gerade vor Verständnis in die Knie gehen lassen.

copyright by Thomas Max Müller  / pixelio.de

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Unterstützt wurde ich von einer Sekretärin, die noch manipulativer war, als meine Mutter es je sein wird. Die junge Dame – blond, mit einem Engelsgesicht und liebenswürdiger Stimme – war darauf spezialisiert, männlichen Gesprächspartnern erhöhte Hilfsbereitschaft abzuluchsen. Sie hat gescherzt, sie hat geflirtet und sie hat sich ganz der hilfsbereiten Ritterlichkeit ihrer Gesprächspartner überlassen. Sie war alles, aber ganz gewiss kein Opfer! Nebenbei hatte sie das Naturell einer hungrigen Python und wusste ganz genau, wer ihr und ihrer Position gefährlich werden konnte. Einmal im Visier haben der- oder diejenige das nicht lange überstanden.

Frauen sind keine Opfer per se. Sie nutzen aber oft die Vorteile dieser Rolle, wenn es ihnen gefällt und sorgen gleichzeitig dafür, dass echte Opfer gar nicht ins Rampenlicht gelangen. Vorne auf der Bühne drängen sich nämlich schon die Hyänen, die mit der Heulsusen-Strategie jeglichen Konkurrenten und Mann, der ihnen auf die Füße getreten ist, im Orkus der sexuellen Belästigung versenken. Und es tut mir leid, liebe Männer, da kommt ihr so schnell nicht wieder raus!

Von Rittern und Jungfern in Not

Ich empfehle allen echten Rittern, sich einen neuen Wirkungskreis zu suchen, solange die Weltgutmacher mal wieder die Extreme ausleben, und erst wieder aufzutauchen, wenn ein Gleichgewicht eingetreten ist.

copyright by Jens Bredehorn  / pixelio.de

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Bis dahin werden eine Menge kampfbereite, hypersensible Jungfern den Kehraus machen. Sie werden über die Gefühllosigkeit der Kerle abheulen, in jedem holprigen Kompliment über ihre Stimme, ihr Aussehen oder was weiß ich noch eine Belästigung entdecken, die sie zu Heulkrämpfen und zehn Jahren Therapie verdammt und das Ganze dann in einem Buch verarbeiten, das nur gekauft wird, wenn Prominente zu den Beschuldigten gehören.

Liebe Ritter, es gibt noch dicke und auch dünne Hexen, die durchaus nicht empört sind, wenn ihr die Tür öffnet, einen schweren Koffer in den Wagen hievt oder schlotternd mit dem Baseballschläger durchs Haus schleicht, weil eure Frau einen Einbrecher gehört zu haben glaubt.

Liebe Jungfern in Not! In Schwierigkeiten seid ihr, wenn der Drache feuerspeiend hinter euch her galoppiert. Ihr seid nicht in Not, wenn ein Ritter euch mit scheppernder Rüstung eine Rose hinhält, die er zuvor im Garten des Nachbarschlosses geklaut hat. Ihr seid auch nicht in Not, wenn er Komplimente macht, die ihn nicht gerade für eine Auszeichnung in origineller Poesie qualifizieren. Ampelmännchen sind keine Gefahr für die Gleichberechtigung und es dient nicht dem geschlechterneutralen Weltfrieden, wenn auf Verkehrsschildern aus Fahrradfahrern Fahrradfahrende gemacht werden. Es kostet einfach nur Steuergelder und nervt schlechtgelaunte Hexen zusätzlich.

Hunger hat ein Imageproblem!

Veröffentlicht 3. Mai 2013 von frolleinclothilde

Vor ein paar Monaten habe ich einen netten älteren Herrn kennengelernt. Eigentlich meinte er, wir würden uns schon lange kennen. Da ist er sich ganz sicher, weil er schon immer da war und jeden kennt, seitdem der erste Einzeller im urzeitlichen Schlammloch herumgekrochen ist. Im ersten Moment wollte ich ihm nicht glauben. Nette Typen vergesse ich nicht so schnell, aber er war sich wirklich ganz sicher.

Nach einigem Überlegen ist es mir wieder eingefallen. Klar, den kenne ich. Vielmehr kannte ich ihn und ich konnte ihn damals absolut nicht ausstehen. Immerhin ist mir und anderen Hexenkinder beigebracht worden, dass er ein echt schlimmer Finger ist. Überhaupt nicht erwünscht, weshalb mir viele verschiedene Menschen zu jeder sich bietenden Gelegenheit eingeschärft haben, ihm bloß aus dem Weg zu gehen.

Eigentlich schade, denn er ist gar nicht so übel. Hunger, so hat er sich vorgestellt, findet Menschen ganz interessant und bemüht sich nach Kräften, ihnen behilflich zu sein.

copyright by dixiland / pixelio.de

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Hunger ist nicht Verhungern!

Als ich auf IF oder intermittent fasting gestoßen bin, fand ich das Konzept grundsätzlich höchst verstörend und subversiv. Ich kenne es anders, ganz anders. Im Hexenhaus und im elterlichen Hexenhaus auch schon wurde etwas ganz anderes aus den schlauen Bücher und Zauberzeitschriften gelehrt.

Motto: Hunger ist schlecht, Essen ist gut!

Wer Hunger hat, dessen Körper verfällt quasi binnen von Minuten in einen Notfallmodus. Der Stoffwechsel fährt gegen Null, die Denkfähigkeit lässt nach, die Zähne fallen aus, die Haare werden stumpf und Abnehmen funktioniert mal überhaupt nicht. Gut, das ist jetzt ein wenig dramatisiert, ändert aber wenig am Prinzip.

An dieser Stelle höre ich Hunger betrübt seufzen. Er findet dieses Image deprimierend, denn so schlimm ist er gar nicht. Jedenfalls nicht, wenn er nur für ein paar Stunden vorbeischaut. Da tritt er in angeregten Kontakt mit jedem Organismus, bringt die Lebensgeister in Wallung, schärft den Verstand und verabschiedet sich mit der ihm eigenen Bescheidenheit, wenn Essenszeit ist.

copyright by Peter Böni  / pixelio.de

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Aber so habe ich es schließlich nicht gelernt. Im kleinen Hexen-Ernährungsalmanach stand lange Zeit nämlich folgendes:

  • Hunger ist böse!
  • kleine Mahlzeiten sind gut!
  • viele kleine Mahlzeiten sind noch besser!
  • länger als zwei oder drei Stunden solltest du nie auf Essen verzichten!
  • natürlich nur irgendwelche Bonsai-Portionen knabbern!

Danach habe ich gelebt und bin im Laufe der Jahre zur dicken Hexe geworden. Als Hexenkind war ich nämlich schön schmal. Ich persönlich beschuldige ja die Brigitte-Diät und BioNorm-Krümel. Gibt es die noch? Die erinnerten an Teichsticks für unsere Goldfische, schmeckten auch ähnlich nichtssagend. Mit den beiden fing es im Kopf und im Magen an.

Fett ohne Hunger – na klasse!

Irgendwas ist ja nun gründlich schief gegangen. Zumindest sehe ich das so. Während meine Gedanken sich beinahe ausschließlich darum gedreht haben, was ich denn als nächstes unappetitlich kleines Portiönchen in mich reinschiebe, habe ich immer mehr zugelegt. Und die Wechseljahre waren dann endgültig der Tod der Figur!

Gelle? Das gibt jeder dicken Hexe zu denken!

Ich bin es auch leid, ständig an Essen zu denken. Andererseits war ich absolut sicher, mit Hunger (gleichbedeutend mit unmittelbar bevorstehendem Hungertod) nicht gesund abnehmen zu können. Nun kichert er, der alte Schlawiner. Denn Hunger ist doch bekanntlich schlecht.

Oder etwa nicht?

Intermittierendes Fasten war ein Versuch und ich bin froh, ihn unternommen zu haben. Zwar war ich nicht glücklich bei der Aussicht auf 16 Stunden ohne jede Mahlzeit (wir erinnern uns: mindestens alle zwei oder drei Stunden essen, sonst schaltet der Körper ja sofort! auf Hungersnot-Modus), aber ich habe sonst alles durch und den Versuch war es wert.

Hunger wird unter- und überschätzt

Zunächst mal: ich war mir gar nicht mehr so wirklich klar, was Hunger eigentlich ist. Appetit ja, aber Hunger? Also bitte, niemand hungert in unserer Gesellschaft, schon gar nicht freiwillig. Warum auch? Wir haben ja alles.

Ja, nur keinen Hunger und das ist mein Problem gewesen.

Damit sich keiner Illusionen macht, 16 Stunden auf Essen zu verzichten, ist in der Anfangszeit wie eine Entziehungskur. Total gewöhnungsbedürftig. Andererseits ist Hunger mal eine ganz neue Erfahrung und die ist wirklich nicht schlecht.

copyright by Matzi55  / pixelio.de

copyright by Matzi55 / pixelio.de

Es ist übrigens keineswegs so, dass ich seit Januar 16 Stunden täglich hungere. So war es nicht einmal in den ersten Tagen. Irgendwann kam zwar der Hunger, aber das war dann jeden Tag etwas später und er blieb dadurch auch kürzer. Inzwischen weiß ich ungefähr, wann er kurz mal vorbeischaut.

Tut er das, ist seine Gegenwart durchaus zivilisiert. Ich habe keine Schwindelanfälle, Skorbut ist auch noch nicht ausgebrochen und ich nehme ab. Nix mit Hungersnot-Modus. Mal ehrlich, wie empfindlich soll so ein Hexenkörper von der Evolution gestaltet worden sein, dass er bei ein paar Stunden fehlendem Input schon in Lethargie versinkt?

Wir hätten nicht mal die Steinzeit überlebt. Da war sowieso nicht jeden Tag Nahrung vorhanden, geschweige denn alle paar Stunden. Ich stelle mir gerade so vor, wie die Herren Neandertaler mal erfolglos von der Jagd zurückkommen, weil ein unfreundlicher Steinzeithirsch ihnen einfach davongerannt ist. Dann kann ja schlecht die ganze Sippe einen Gang runtergeschaltet haben. Davon fängt sich schließlich am nächsten Tag auch kein Abendessen.

Fasten hat Tradition

Und damit meine ich keine religiöse. Die kam erst später und interessiert mich ehrlich gesagt überhaupt nicht, egal wessen Etikett sie gerade trägt. Ich faste jetzt seit über vier Monaten jeden Tag von Abends acht bis Mittags zwölf Uhr.

Mein Hunger betätigt sich in dieser Zeit fast unbemerkt als Motivationstrainer meines Körpers. Er erinnert ihn daran, dass da eine geradezu obszöne Menge Fettzellen vorhanden sind, die auch mal aufgeräumt werden müssen. Dazu ist genug Zeit, alles ordentlich zu verdauen und zu verstauen, was ich in meinen acht Stunden Zeitfenster zu mir nehme. Bis mittags ist dann alles abgearbeitet, verbraucht, was sofort benötigt wurde und repariert, was schon lange beschädigt rumgelegen hat.

Hunger hat mit dieser Methode Erfolgt. Der hilfsbereite Bursche darf ruhig weiter jeden Tag vorbeikommen. Ich bemerke ihn immer seltener.