Ernährungsumstellung

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Abnehmen in den Wechseljahren – knochenhart

Veröffentlicht 14. Oktober 2012 von frolleinclothilde

Diäten sind ein echter Knochenjob. Das gilt für jüngere Semester und ganz besonders für alte Hexen, die die Wechseljahre erreicht haben. Ab sofort ist es doppelt oder besser dreimal so schwer, überhaupt noch ein Gramm abzunehmen. Eher das Gegenteil, in vierundzwanzig Monaten mal eben die gleiche Anzahl Kilos anzuheften, ist eine leichte Übung. Jedenfalls für mich und nur um mich geht es ja. Möglich, dass es die glücklichen Über-Vierzig-Hexen gibt, die mit einem seligen Lächeln auf den Lippen in die Hormonstürme eintauchen und in einer Glückswoge von Sport, hypergesunden Bioprodukten und Meditation im angesagten Yoga-Zentrum neue Dimensionen erreichen. Ich nicht!

 

Fette Hexen fliegen schlecht

Ab einem gewissen Punkt verabschieden sich in geübtem Selbstbetrug gefundene Beschreibungen wie „kurvig“, „rundlich“ oder „Ich bin eher so der Urmutter-Typ“. Das hat mit Typ nichts zu tun, das ist fett. Und fett macht keinen Spaß. Es kneift, es behindert, es nimmt den Atem und es verstärkt die Stimmungsschwankungen der Wechseljahre zusätzlich. Insgesamt betrachtet also ausgesprochen bescheuert, sich so zu fühlen.

In solchen Fällen gibt es zwei Möglichkeiten und beide sind echt ätzend. Die eine besteht darin, den Besen in die Ecke zu stellen und vom Fliegen auf langsamere Fortbewegungsmittel umzusteigen. Die eigenen Füße sind nicht so dolle, denn die haben eine Nummer zugelegt und im fortgeschrittenen Alter auch keine Lust, so viel Gewicht mehr mit rumzuschleppen. Außerdem ist es mehr als gewöhnungsbedürftig, das Doppelkinn halb auf der Brust hängen zu haben. Da hat es zwar nun Platz, weil die Brüste ein Stück weiter nach unten gerutscht sind, aber es verdeckt früher oder später die Halskette oder den Kragen.

Die andere Möglichkeit ist genauso düster. Eine Diät muss her. Eine Diät, keine Ernährungsumstellung. Das Wort geht mir sowieso auf die spärlicher gewordenen Eier. Ich will meine Ernährung nicht umstellen und dabei noch wie ein Gartenzwerg auf Droge grinsen, weil mich das ach so glücklich macht. Das tut es nämlich nicht. Ich esse gerne und unter Essen verstehe ich kein Knabbern an organischen Zutaten, die für mich alle gleich schmecken und für Karnickel gedacht sind. Es ist mir egal, ob der Biobauer jede Möhre mit Namen begrüßen konnte. Deswegen schmeckt sie mir nicht besser. Nebenbei hasse ich gedünstetes Geflügel und gegrillten Fisch.

 

Maikäfer flieg! (Rest entfällt, auch wenn meine ostpreußische Oma das Lied ganz unpolitisch echt geliebt hat)

 

copyright by Claudia Eisenkrämer / pixelio.de

Ist er nicht lieblich und niedlich, dieser putzige kleine Marienkäfer auf dem Salatblatt? Ja, klar, ist er und er ist mein Seelenverwandter (bis zu einem gewissen Grad). Marienkäfer sind in der Regel Räuber und Kannibalen. Sie vergreifen sich nur dann an solchem Grünzeug, wenn sie sonst nichts finden, was sich aus eigener Kraft bewegen kann. Also vergessen wir mal die Idylle und sämtliche Vegetarier, ob nun militant oder nicht.

Damit der Besen wieder mit mir zusammen vom Boden abheben kann, muss Ballast abgeworfen werden und ich hasse es schon jetzt. Ich bin Diät-Profi und weiß, dass ich mit keiner Methode zufrieden und glücklich werde. Das ist so und ich brauche keine klugen Sprüche, wie toll es ist, hat man einmal den Einstieg gefunden. Egal, wie ich einsteige, es gefällt mir nicht. Das heißt nicht, dass ich es nicht versuche und meistens bin ich sogar eine Weile erfolgreich. Trotzdem finde ich es absolut ätzend. Dabei bleibt es auch. Wer glücklich seine „Ernährungsumstellung“ schafft und meint, es ist so toll, dabei zum gesund ernährten Superläufer zu werden, bitte. Hier nicht, darum geht es hier nicht. Hier bin ich angefressen, weil ich nichts zu beißen bekomme.

Ich mach, wie ich meine, und das heißt leiden. Leiden, weil ich nicht mehr so essen kann, wie ich will. Wenn ich schon verzichte, dann aber richtig. Das muss in der Seele krachen. So kann ich jedes einzelne Gramm verfluchen. Könnte auch Kalorien verbrauchen, ist einen Versuch wert. Ich will nicht mit einem grenzdebilen Seligkeitslächeln rumrennen und allen verkünden, dass ich den neuen Lebensweg gefunden habe.

Ich bin auf Diät und ich bin in den Wechseljahren! Daran ist nichts, aber auch gar nichts komisch. Die schlechte Laune gönne ich mir, die ist reinigend. Und ich gönne mir auch die ungesunde Hungerkur, denn die Natur hat mich ausgemustert, ich muss nicht mehr gesund leben. Also bitte!

Schau ich doch mal, wie lange meine Wechseljahr-Wampe dem Angriff standhält. Hoffentlich nicht zu lange, denn im fortgeschrittenen Alter bleibt wenig Zeit für einen längeren Belagerungszustand. Ich hunger sie aus! Das ist ungesund und wahrscheinlich wäre alles viel korrekter, wenn ich mir mein Happymeal im Gemüsebeet pflücke, nachdem ich vorher drei Stunden als altes, fettes Fleisch am Stiel beim Nordic Walken gewesen wäre. Tja, bin ich aber nicht und werde ich nicht! Vielleicht krieg ich Skorbut oder fall entkräftet aus meinem bequemen Schreibtischsessel, wer weiß? Ich lege vorsichtshalber ein Kissen neben mich auf den Boden, dann fall ich wenigstens weich.