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Die Schönwetter-Sportler sind wieder da!

Veröffentlicht 30. April 2013 von frolleinclothilde

Ich habe es ja gewusst – kaum zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen, trocknet der Boden ab, sinkt die Gefahr eines Regengusses oder einer Windböe gegen Null, sind die Blätter alle weggefegt und haben die Supermärkte die schicken Sportklamotten günstig im aktuellen Design auf den Wühltischen, da tauchen sie wieder auf und verhageln mir die Laune.

Die Rede ist von den Schönwetter-Sportlern, die mit Beginn des Herbstes hastig ihren sportlichen, aber wohl sehr witterungsempfindlichen Körper in das geschützte Habitat ihrer Behausungen bringen. Im angenehm warmen Heizungsklima überlegen sie sich dann, wie sie ab Frühling (wenn das Wetter aber wirklich verlässlich gut ist und dieser ganze Herbstmüll aus Blättern, abgestorbenen Ästen und Schlammpfützen beseitigt wurde) wieder der Welt zeigen, dass sie die einzig wahre Lebenseinstellung zur Bewegung im Freien haben.

copyright Verena N.  / pixelio.de

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Vertraute Nervensägen und vorübergehende Anfänger

Wir schlurfen jeden Tag über die vertrauten Spazierwege. Das bleibt nicht aus, wenn Hunde zum Haushalt gehören. Nicht, dass unsere Mitbewohner wirklich immer nach draußen wollen. Die Damen in der Runde finden, Schlechtwetter ist eine unglaubliche Zumutung. Aber wir finden, das ist leider nicht zu ändern, wenn man zur Gattung Hund gehört und auf den Boden pinkelt. Da bleibt nur der Weg ins Freiluftklo. Dies führt dazu, dass sich im Laufe der Jahre gewisse Beobachtungen nicht vermeiden lassen, was die zweibeinigen Besucher dieser naturnahen und dennoch großstadtverbundenen Grünflächen angeht.

copyright horst.p  / pixelio.de

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Viele Sportbegeisterte sind witterungsabhängig und sie gehen mir tierisch auf die Nerven, wenn sie aus ihren Winterquartieren gekrochen kommen. Dabei sind sie mit etwas Übung in zwei Kategorien zu unterteilen. Die eine davon sind die, die schon im letzten Jahr herumwankten und labbrig ihre Walking-Stöcke hinter sich hergezogen haben, während sie laut schwatzend mit der auch mal wechselnden NW-Kollegin die Wege möglichst raumfüllend entlangtrotten. Sofern sie überhaupt trotten und nicht noch mehr latschen als einer meiner bewegungsallergischen Bassets. Das sind die vertrauten Nervensägen, denen ich mit der gleichen stillschweigenden Hochnäsigkeit begegne wie sie mir, da sie mit ihren Stöcken echten Sport machen und ich mich nur ganz ordinär bewege. Bewegen kann sich ja jeder!

Eine zeitweise Erscheinung sind die hochmotivierten Anfänger. Leicht zu erkennen am traurigen Allgemeinzustand und den brandneuen Sportklamotten. Dazu kommen die Gesprächsfetzen, wenn sie zu zweit, selten zu dritt keuchend an anderen vorüberhecheln. Da wird ganz professionell über Bewegungskonzepte gelabert. Ja, meistens bleibt es auch dabei. So Sportanfälle waren mir früher selbst nicht fremd. Wenn nach dem Winter das Fett über den Hosenbund quillt, ist meistens die Motivation für ein oder zwei Wochen echt hoch. Die Intervall-Enthusiasten verschwinden in der Regel, noch bevor der Frühling sich richtig ausgetobt hat.

Wenn sie aufrüsten wird es übel!

Solange sie nur laufen, sind sie noch halbwegs erträglich. Wenn sie einzeln laufen, geht es sogar ganz gut. Treten sie in Gruppen auf, überkommt mich der Drang, einen Stolperdraht zu ziehen. Ganz ehrlich, eine Gruppe dieser Saison-Fanatiker ist die absolute Seuche.

Mit einem „Coach“ rotten sie sich zusammen, damit er ihnen beibringt, einen Fuß vor den anderen zu setzen, ohne sich gleich einen Muskel zu zerren oder einen Herzinfarkt zu bekommen. Die Gruppe nimmt Aufstellung und deckt dann strategisch korrekt die gesamte Wegesbreite ab. Gefangene werden nicht gemacht. Darauf kann ein Anfängergruppen-Sportler auch gar nicht achten, muss sich schließlich angeregt mit den Sportkameraden unterhalten. Wer sich also nicht schnell genug mitsamt seinem Hund (wahlweise Kind, Kinderwagen, Oma) in die nächste Hecke wirft, der hat schon Glück, wenn er nur beschimpft wird und nicht von einem dieser bekloppten Walking-Stäbchen aufgespießt wird.

Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de

Aber das ist alles noch harmlos, denn die mobile Schönwettertruppe ist der eigentliche Feind aller harmlosen Geher oder Spaziergänger oder regelmäßig herumschlurfender Langweiler ohne Sportklamotten. So richtig geht bei mir deswegen die Haßlampe an, wenn diese Vollpfosten ihr Fitness-Heil auf einem Fahrrad suchen. Dann wird es gefährlich, denn entweder können sie so gut damit umgehen, dass sie selbst auf einem Kirmeskarussell einen Massenunfall auslösen würden, oder sie schwelgen in Träumen der Tour de France und heizen wie die Gestörten über die Wege. Die machen schon gar keine Gefangenen, weil sie im Geschwindigkeitsrausch nicht mehr denken können.

Allerdings ist es natürlich auch möglich, dass sie unter einem echten Minderwertigkeitskomplex leiden, weil ihnen die Augen am Hinterkopf  und das ultrasensible Gehör fehlen. Das unterstellen sie nämlich allen anderen, die sich auf den Wegen herumtreiben. So einen Freizeit-Fahrradfahrer hört man doch und vor allen Dingen sieht man ihn, wenn er sich ohne Klingelton von hinten nähert!

Bahnradfahren und Hallentraining

Wenn ich könnte, würde ich sie alle in die Halle verbannen. Ab und zu dürften sie sich mal – zu Fuß und unter strenger Bewachung – in die Natur trauen und dort das Leben beobachten, wie es bei schlechtem Wetter immer so gut funktioniert. Mit Fußgängern mit/ohne Kind/Hund, Joggern und Fahrradfahrern, die ein bisschen Rücksicht aufeinander nehmen, weil sie sich so oft schon begegnet sind und öfter ein wissendes Grinsen und Selbstmitleid geteilt haben, wenn der Wind mal wieder besonders eisig um die Nase weht.