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Intermittierendes Fasten – der ultimative wöchentliche Ernährungsplan

Veröffentlicht 5. Juli 2013 von frolleinclothilde

Echt jetzt?

Ihr erwartet einen verbindlichen Speiseplan mit Rezepten und dem ganzen ChiChi?

Als wäre das ein Bootcamp, in dem wir Dicken alle für eine Zeit leiden. Wer die Strafe abgesessen (aka endlich genug abgenommen hat), darf wieder raus und weitermachen wie vorher.

Tja, so entstehen Irrtümer. IF (die Abkürzung spart Tastenanschläge) ist aber kein Glücklichsein in der Gruppe mit wöchentlichen und kostenpflichtigen Gemeinschaftrunden. Die Ernährungsbauklötzchen werden nicht auf lustigen, bunten Bildchen abgebildet und in übersichtlichen Listen auf Hochglanz präsentiert.

Aber Bilder sind immer nett und lockern den Buchstabensalat auf. Also zur Verdeutlichung:

IF ist

copyright S.Hofschlaeger / pixelio.de

copyright S.Hofschlaeger / pixelio.de

Ein schöner, aber einsamer Ort, um zur Ruhe zu kommen und sich Gedanken zu machen. Ganz ungestört und zugleich ganz alleine. ALLEINE!

Wer stattdessen sowas erwartet:

copyright by Klaus Steves / pixelio.de

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dürfte enttäuscht werden. Ich stelle mir gerade vor, wie so ein Treffen von IFler abläuft. Alle sitzen zusammen und erzählen sich dabei, wann sie wie viel nicht gegessen haben. Oder tauschen Infos über die besten Armbanduhren mit Stoppuhrfunktion aus, damit das Zeitintervall vorprogrammiert werden kann. Schön auch ein Glaubenskrieg zwischen 16:8er und 5:2er oder dem bärenstarken Sport-IFler und einer faulen IF-Hexe.

Aber eigentlich dürfte schnell der Gesprächsstoff ausgehen. Der Erfahrungswert im Hexenhaus ist, dass es eigentlich nur um zwei Dinge geht:

  1. das Zeitintervall einhalten
  2. im Zeitintervall keine Fressorgien feiern

Mehr nicht, aber auch nicht weniger. Ist schon schwierig genug.

Aus dem Nähkästchen

Der wöchentliche Ernährungsplan mit universeller Wirkung fällt also aus. Aber ich kann erzählen, was sich hier im Hexenhaus so als Erfahrungswert herausgestellt hat. Das gilt aber nur für das Hexenland und kann im Zauberland nebenan schon wieder ganz anders sein.

  • Aller Anfang ist schwer – Es ist nicht lustig, nach einer Zeit der kilobringenden Völlerei auf einmal zwei Drittel eines Tages gar nichts zu essen. Es dauert ein paar Tage, sich an diesen Leerlauf zu gewöhnen. Ist allerdings wie mit einem schlechten Geruch. Da gewöhnt sich die menschliche Nase auch schnell dran und blendet ihn aus.
  • Nicht sofort übertreiben – Es reicht, erstmal die Zeit zum Essen zu verkürzen. Dann auch gleich die Portionen zu ändern, ist wohl keine gute Idee. Aber nicht die frühere Gesamtmenge von 16 und mehr Stunden in die 8 IF-Stunden quetschen. Das ist sowas von Selbstbetrug!
  • Nicht dauernd essen – Je weniger ich zwischendurch esse, desto einfacher ist es. Diese ganzen Snacks lenken nur ab und erhöhen außerdem schleichend den Input. Wenn ich Schokolade essen will, dann tue ich das direkt nach meiner Hauptmahlzeit und nicht ein paar Stunden später.
  • Es gibt Grenzen – Als alte Kämpferin an der Diätfront weiß ich zumindest in etwa, wie viele Kalorien etwas hat und das rechne ich  mir auch nicht schön. Es gibt sowas wie eine Obergrenze für die tägliche Fresserei, die in Sichtweite bleiben sollte.
  • Pünktlichkeit ist alles – die selbstgesetzten Zeitgrenzen gelten absolut. Das Intervall kann zwar verschoben werden, aber immer nur komplett. Damit ist es variabel und zugleich so solide wie ein Hinkelstein.
copyright Karsten Dittmann  / pixelio.de

copyright Karsten Dittmann / pixelio.de

Obelix trägt ihn weg, er zerlegt ihn nicht in seine Einzelteile …

Wie ungenau!

Ja, total ungenau und individuell. Wer auf der Suche nach der Diät-Domina ist und sich mit Wochenplänen in den Abnehm-Kerker sperren lassen will, der wird mit IF echt nicht glücklich. Hier im Hexenhaus sind wir zu Ernährungshippies mutiert, die ganz individuell die Futterluke füllen und dabei abnehmen. Irgendwann, wenn aus der Dicken Hexe nur noch die Hexe (alt als Adjektiv lassen wir mal schön weg) geworden ist, werde ich wohl wieder mehr essen. Aber auch nur in den 8 Stunden.

Jeder, der zwanzig, dreißig oder mehr Kilo auf den Rippen hat, hat nun mal ein Problem mit Essen und Zunehmen. Das löst sich nicht im Laufe einer Diät. Das bleibt, auch wenn es für eine Weile im Verborgenen lauert. Dieser Jojo-Poltergeist springt bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wieder raus. Deprimierend, aber ist leider so.

Lichtblicke

Doch nun wische ich mir die depressive Träne aus dem Auge.

Eines ist recht erfreulich, zumindest aus meiner persönlichen Erfahrung heraus. Nach einer Weile verändern sich ganz automatisch die Mahlzeiten. Klar, Hexen-Lunch ist immer noch eine schöne große Portion, aber die Zusammensetzung wird cleverer. Mehr Salat, häufiger Geflügel, mehr Gemüse oder Joghurt. Ganz ohne Plan und Vorschriften. Die Augen essen mit und die wollen bei mir eine schöne große Mahlzeit haben, nach der ich mich so richtig satt fühle. Abgesehen von Spaghetti Bolognese lässt sich das sogar mit Salat erreichen. Ich mach demnächst mal ein Bild vom Thunfisch-Salat a la Dicke Hexe. Mehr Kalorien als ein Stück Torte, aber hält ewig satt.